al-Samidoun

Kommentare und Berichte zu Politik, Religion und Kultur mit Fokus auf den Nahen Osten.

Mittwoch, 15. Dezember 2010

Die Welt inmitten von Moslems

Die Springer-Presse nutzt einen Artikel zu Xavier Beauvois' Kino-Film "Von Menschen und Göttern", um Panik vor Muslimen zu schüren.
In Beauvois' Film geht es um das tragische Schicksal einiger Mönche in Algerien.
Vielleicht sind wir tatsächlich wie sie, die da stehen und singen im schlichten Gebetsraum ihres mild von der Sonne beschienenen Trappistenklosters, oben auf einem Hügel am Fuße des algerischen Atlasgebirges. Auf einem Außenposten der westlichen Welt, von Moslems umgeben.

Die Mönche werden bleiben in ihrer festen Burg inmitten von Moslems[...]

[...]ein halbes Jahr nach ihrem mächtigen Gesang wird man die meisten von ihnen entführen, töten. Und man wird ihre abgeschlagenen Köpfe finden.

Drei Millionen Zuschauer haben in Frankreich dem Glaubenskampf der Trappisten beigewohnt. Und vielleicht haben sie sich tatsächlich selbst, haben sie Europa in den Eingeschlossenen vom Atlas erkannt. Es wäre nicht das Schlechteste.

Für den Autor Krekeler ergeben sich also Parallelen zwischen den "von Moslems umgebenen" Mönchen, die schließlich einen grausigen Tod finden, und den Europäern. Auch Europa ist demnach von blutdurstigen Moslems umgeben, die nur darauf warten über die friedliebenden Europäer herfallen zu können.
Ein Europa, in dem etwa 5 bis 7,5% Muslime leben.
Es ist die gleiche Logik wie sie viele Islamisten an den Tag legen deren Meinung es ist, dass der Westen einen Krieg gegen den Islam führe. Als Beweis sehen sie die zerstörerischen Kriege, die von westlichen Armeen gegen Länder wie Afghanistan oder den Irak geführt werden.
Jetzt kann man sich natürlich fragen, wer unter der größeren Realitätsverzerrung leidet: Der Islamist, mit den ganz realen Kriegen vor der Haustür oder der Welt-Journalist, der über einen Film über ein Ereignis in den 90er Jahren schreibt.
Beide reden sie Unsinn.

Keine Frage, was diesen Mönchen in Algerien widerfahren ist, ist zutiefst tragisch und vehement zu verurteilen aber muss man solche Ereignisse unbedingt ausnutzen um gegen Muslime zu hetzen?
Noch dazu wo es um Algerien geht, ein Land, das selbst von europäischen Kolonialmächten aufs bitterste geschändet wurde, eine Tatsache die wohlweislich nicht erwähnt wird in der kleinen Filmkritik.

Es sind Artikel dieser Art, die eine vollkommen irrationale Angst in der Bevölkerung schüren und klar machen sollen: Wenn wir uns wie diese Mönche verhalten, das heißt friedlich und singend, dann sind wir bald genau so tot wie sie.
Wenn aber der ein oder andere Spinner daraufhin zur Tat schreitet, dann will wieder keiner Schuld gewesen sein.

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