al-Samidoun

Kommentare und Berichte zu Politik, Religion und Kultur mit Fokus auf den Nahen Osten.

Donnerstag, 21. April 2011

Spam aus dem Irak

Eine mehr oder weniger authentische Nachricht eines irakischen Arabers, die im E-Mail Postfach des israelischen Außenministeriums gelandet ist, erwärmt zur Zeit die Herzen all derjenigen, die schon immer gewusst haben, dass Israel "grundgut" ist und die Araber voller Hass seien.

Kein Wunder. Die arabische Botschaft aus dem Spam-Ordner des Ministeriums liest sich wie eine Selbstanklage.
"After seeing the terror in Iraq and the terror Hamas and Palestinians are performing against you I have become ashamed of being an Arab and Muslim," the man wrote.
Angesichts all des Terrors der Palästinenser gegen Israel schäme sich der Verfasser der Nachricht dafür Araber zu sein. Zwar ist es sicherlich nicht unwahr, dass die Ba'th-Propaganda über Israel von den eigenen innenpolitischen Problemen des Iraks ablenken sollte, wahnsinnig erfinderisch müssen arabische Propagandisten jedoch gar nicht sein, um Antipathie gegenüber der israelischen Politik zu erzeugen.

Selbstverständlich avancierte die Botschaft aus dem Spam-Ordner blitzartig zur Lieblings"nachricht" bei den üblichen Stellen.
Man hasst die Araber und kann sich bestätigt fühlen, wenn es Araber ihnen sogar gleich tun.
Doch: so dämlich es ist, Stolz aufgrund seiner eigenen "ethnischen Herkunft" zu empfinden, so dämlich ist es auch, sich für selbige zu schämen. Man müsste nämlich davon ausgehen, dass diese ethnische Herkunft auf irgendeine Weise determiniert (genetisch, kulturell?) mit den verbrecherischen Taten verknüpft sei. Das wiederum wäre Rassismus.
Dass jedoch genau eine solche Argumentation bei Israelwahnsinnigen auf fruchtbaren Boden fällt ist kaum verwunderlich.

Schreibt ein Jude ähnlich dämlichen Mist, von wegen, er würde sich angesichts "jüdischer Verbrechen" schämen ein Jude zu sein, da würden diese Leute, die sich jetzt über die irakische Spammail freuen, den Selbstankläger als Antisemiten oder wenigstens selbsthassenden Juden bezeichnen.
Ein Araber, der sich schämt Araber zu sein, ist überall willkommen. Ein Jude, der sich schämt Jude zu sein, der wird zurecht kritisch beäugt und höchstens von den ganz unangenehmen Positionen Applaus bekommen.

Dabei ist es genau genommen ziemlich erschreckend, dass man auf ominöse, kaum zu verifizierende Mail zurückgreifen muss, um sich in seiner Politik selbst zu bestätigen. Um sich die eigene Politik schön zu reden.
Wenn man sonst keinerlei Zuspruch aus den arabischen Ländern erfährt, von den korrupten Tyrannen abgesehen, muss man eben auf mehr oder weniger authentische E-Mail Botschaften zurückgreifen um sich in seinem eigenen Tun zu bestätigen.

Vielleicht steckt hinter der Anbiederung aus dem Irak aber auch weniger echte "Reue" als gänzlich profanes Interesse. Die Mail schließt mit:
"I would be honored to collaborate with your firms in Iraq."

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